Vita

Wolfgang Mischnick

   
   
»Unabhängig von allen Ämtern und Erfolgen war für Wolfgang Mischnick
das Menschliche stets Maßstab seines Denkens und Handelns.
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                                                           Wolfgang Gerhardt, Guido Westerwelle

 
Geboren am 29. 09. 1921 in Dresden als einziges Kind von Walter Mischnick und seiner Frau Marie Röllig. Der Vater war seit dessen Militärdienstzeit taub. Wolfgang Mischnick wurde in der Martin-Luther-Kirche getauft und konfirmiert. Zuerst besuchte er die 49. Volksschule Dresden in der Tieckstraße, danach das Staatsgymnasium in der Holzhofgasse in Dresden-Neustadt. Von der Schulbank weg wurde er im November 1939 zur Wehrmacht eingezogen, woraufhin ihm in Form eines Notabiturs die Reife zuerkannt wurde. Im II. Weltkrieg wurde er unter anderem in Frankreich und der Sowjetunion eingesetzt. Kraft Gesamtkapitulation am 8. Mai 1945 im Erzgebirge als Leutnant der Reserve aus der Wehrmacht entlassen.

Am 6. 8. 1945 trat Mischnick in Dresden in die LDP ein und wurde bald Landesjugendreferent der LDP für Sachsen und Mitglied des Zentralvorstands in Berlin. Im Jahre 1946 in freier Wahl zum Stadtverordneten in Dresden gewählt; danach als Kandidat für die Landtagswahl vorgesehen, mußte er laut einer Weisung der Sowjetischen Militär-Administration nach vollzogener Listenaufstellung des Landesparteitags wieder gestrichen werden. Einer später drohenden Verhaftung entzog er sich im April 1948 durch die Flucht in die Westzonen Berlins. Anfang Mai 1948 wurde er von den Amerikanern nach Frankfurt ausgeflogen.

In Frankfurt trat Mischnick sofort der hessischen LDP/FDP bei und arbeitete zunächst als deren Angestellter, so als Mitarbeiter der Zeitschrift »LDP-Kurier«, später umbenannt in »Deutscher Kurier«. Im gleichen Jahr wurde er zum Beisitzer in den ersten Bundesvorstand der vereinigten LDP der Westzonen gewählt und gehörte diesem bis 1949 an.

Im Jahre 1954 erfolgte seine Wahl zum Bundesvorsitzenden der Deutschen Jungdemokraten, damals die Jugendorganisation der FDP; dieses Amt behielt er bis zum Erreichen der »Altersgrenze« der DJD 1957 bei.

Ebenfalls 1954 wurde Mischnick erneut in den FDP-Bundesvorstand gewählt, dessen Mitglied er dann bis 1991 ununterbrochen war, davon 1964 bis 1988 als Stellvertretender Bundesvorsitzender.

Von 1954 bis 1957 gehörte Mischnick als Abgeordneter dem Hessischen Landtag an und war in dieser Zeit auch Vizepräsident der Verbandsversammlung des Landeswohlfahrtverbandes Hessen sowie in dessen Hauptausschuß zur Gestaltung der Satzung und Geschäftsordnung des neuen Verbandes tätig.

Weiterhin war Mischnick Stadtverordneter in Frankfurt am Main 1956 bis 1961 und 1964 bis 1972, Vorsitzender der FDP-Stadtverordnetenfraktion 1956 bis 1961 und 1964 bis 1968, Vorsitzender des FDP-Stadtkreisverbandes Frankfurt am Main 1956 bis 1970; in dieser Zeit hielt Mischnick am 7. Januar 1960 bei einer Veranstaltung in Frankfurt eine der ersten Reden überhaupt, die Umweltpolitik zum Thema hatten.

Viele Jahre amtierte er als Vorsitzender und jetzt Ehrenvorsitzender des FDP- Landesverbandes Hessen sowie von 1957 bis 1961 als einer der Präsidenten des Gesamtverbandes der Sowjetzonenflüchtlinge.

Im Jahre 1957 wurde er in den Deutschen Bundestag gewählt, blieb dessen Mitglied ununterbrochen bis 1994 und war Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte vom 14. November 1961 bis 15. Oktober 1963, weiterhin Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion 1959 bis 1961, Stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion November 1963 bis Januar 1968, dann Vorsitzender der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag vom 23. Januar 1968 bis zum 15. Januar 1991; danach ernannte ihn die Fraktion zu ihrem Ehrenvorsitzenden.

Nach Parlamentsjahren gerechnet war Mischnick 1994 dienstältester Abgeordneter des Deutschen Bundestages. In den Bundestagsausschüssen für Gesamtdeutsche Fragen, Vertriebene und Flüchtlinge sowie Sozialpolitik war von 1957 bis 1961 seine Arbeit gefragt. Dem Sportausschuß gehörte er seit dessen Gründung 1969 bis 1994 an und war zeitweise dessen Stellvertretender Vorsitzender. In einigen Legislaturperioden war er Stellvertretender Vorsitzender des Gemeinsamen Ausschusses gemäß § 53 GG und gehörte 1990 bis 1994 dem Vermittlungsausschuß zwischen Bund und Ländern an.

Mischnick bekleidete eine Reihe weiterer Ämter, so war er Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung, damals in Königswinter, von 1987 bis 1995, ist Mitglied im Kuratorium der Karl-May-Stiftung in Radebeul und war dessen Präsident bis 2000, außerdem Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stahlwerke Gröditz, weiterhin Mitglied des Kuratoriums der »Dussmann-Stiftung Ascholdinger Nachmittag« zugunsten der Restaurierung von Kulturgütern und Baudenkmälern im Raum Dresden; schließlich Beratendes Mitglied im Kuratorium der Technischen Universität Dresden.

Im Bereich des Sports war er Mitglied des Kuratoriums der Deutschen Sporthilfe, Stifter des Wolfgang-Mischnick-Pokals für Geher, über 15 Jahre Verwaltungsratsmitglied bei Eintracht Frankfurt bis 1990; er arbeitete auch in der Sepp-Herberger-Stiftung mit.

Viele Jahre gehörte er dem Rundfunkrat des Deutschlandfunks an und war dessen Vorsitzender 1982 bis 1990 sowie Mitwirkender bei der ARD- und Gremienvorsitzendenkonferenz.

Insgesamt verfaßte Mischnick als Kolumnist für Münchner Abendzeitung, Express Köln, Augsburger Allgemeine, Esslinger Zeitung, Wetzlarer Zeitung über 300 Artikel.

Mehrere Jahre lang stellte er die Skataufgaben in der »Welt am Sonntag«. Das Skatspielen lernte er im Intensivkurs von seinem Mathematiklehrer, der ebenso wie Mischnick und einige seiner Klassenkameraden in der Nacht vom 31. August zum 1. September 1939 im Staatsgymnasium Luftschutzwache zu schieben hatte.

Orden und Ehrenzeichen: Träger des Großkreuzes des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Großes Goldenes Ehrenzeichen mit Stern der Republik Österreich, Grand Officier de l' Ordre National de Merite der Republik Frankreich, Bannerorden der Ungarischen Republik, Freiherr-vom-Stein-Plakette, Wilhelm-Leuschner-Medaille, Verdienstorden des Freistaats Sachsen, Hessischer Verdienstorden, Römerplakette der Stadt Frankfurt am Main, Wolfgang-Döring-Medaille der FDP; zahlreiche weitere zivile Ehrenurkunden - Kriegsauszeichnungen: Eisernes Kreuz I. und II. Klasse, Infanteriesturmabzeichen, Ostmedaille, Verwundetenabzeichen.

Langjähriges Mitglied in verschiedenen Organisationen, so bei Eintracht Frankfurt, dem VdK, der Studiengruppe für Sächsische Geschichte.

Wolfgang Mischnick starb nach kurzer, schwerer Krankheit unerwartet am 6. Oktober 2002 im Alter von 81 Jahren.
 

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